performing crime - Archiv des Verbrechens
Unter der Schirmherrschaft des Senators für Inneres und Sport Ullrich Mäurer
Künstlerische Leitung: Tobias Rausch, Kerstin Grübmeyer + Raumkonzeption: Katja Reetz
Archiv des Verbrechens
Öffnungszeiten: 10. - 13. Juli 2008
18 - 22 Uhr
Schillerstraße 6/7, Bremen
In Koproduktion mit dem
Zentrum für Performance Studies der Universität Bremen / Theater der Versammlung
(Leitung: Jörg Holkenbrink)
dem
Jungen Theater Bremen
sowie der
Hochschule für Künste Bremen
(Leitung: Prof. Katharina Hinsberg, Prof. Dorothea Mink, Prof. Andrea Sick)
Kooperationspartner: Kriminalpolizei Bremen, BBK, steptext dance project, Quartier e.V., Bremische Straffälligenbetreuung e.V., Haftvermeidung Comeback, Radio Schwankungen, literaturkontor Bremen, Eggestorf-Stiftung für Seniorenarbeit, Sportsfreunde der Sperrtechnik, ChaosComputerClub Bremen, GE-BE-IN Bestattungen
Ausgezeichnet mit dem Bremer Autoren- und Produzentenpreis 2007
Gefördert durch den Fonds Soziokultur und die Waldemar-Koch-Stiftung
Mit freundlicher Unterstützung der GBI Bremen und ZOOM
Das Projekt setzt die Forschungen zum Thema "Kriminalität & Gesellschaft" fort, die lunatiks produktion mit den Inszenierungen "Die Polizey" am Nationaltheater Mannheim (2005) und "sprengpunkte." am Staatstheater Stuttgart begonnen hat. In Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei Bremen und lokalen Institutionen, Künstlern, Wissenschaftlern und Initiativen werden Kriminalfälle aus Bremen untersucht. In einer künstlerischen Auseinandersetzung soll die Frage gestellt werden, was uns Verbrechen über den Zustand unserer Gesellschaft mitteilen können und wie wir sie als Text "lesbar" machen können. In einer großen Installation führt das Projekt Menschen aus den unterschiedlichsten Disziplinen und Milieus zusammen, um sich auf möglichst vielfältige Weise dem Phänomen "Kriminalität" zu nähern und darüber in einen Dialog zu kommen.
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Expertengespräche im Archiv des Verbrechens
(Konferenzraum, 1. OG)
Donnerstag, 10. Juli 2008
18:30 Uhr
Benno Schirmeister (Journalist, die tageszeitung)
"Kriminalität als Medium"
19:30 Uhr
Prof. Dr. Dagmar Borchers (Philosophin, Universität Bremen)
Prof. Dr. Heinz-Peter Preußer (Literaturwissenschaftler, Universität Bremen)
"Terrorismus in Kunst- und Literaturgeschichte"
20:30 Uhr
Bernhard Docke (Rechtsanwalt, Hannover & Partner)
"Die Inszenierungen des Rechts"
Freitag, 11. Juli 2008
18:30 Uhr
Theater der Versammlung
"SIEGFRIED"
Lecture-Performance zur Medien-Kompetenz der Neuen Rechten
19:30 Uhr
Brigitte Bösenberg (Rechtsanwältin)
"Prozesse - das juristische Theater"
20:30 Uhr
Rainer Zühlow (Sportsfreunde der Sperrtechnik)
"Schlösser öffnen"
Samstag, 12. Juli 2008
18:30 Uhr
Stefan Raible (ChaosComputerClub)
"CyberCrime"
19:30 Uhr
Dr. Christian Höffling (Soziologe)
"Korruption als soziale Beziehung"
Sonntag, 13. Juli 2008
17:30 Uhr
Tobias Rausch (Regisseur, lunatiks produktion)
"Die Performanz der Kriminalität"
18:30 Uhr
Oliver Schramm (Thanatologe, GE-BE-IN Bestattungen)
"Abschiednehmen"
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Dank allen beteiligten Künstlern- und Projektbeteiligten:
Jürgen Alberts, Carolin Bebek, Fabian Bechtle, Aljoscha Begrich, Andreas Bernhardt, Anna Buschart, Namandjan Condé, Christin Corinth, Stella Dreifke, Nina Fenzau, Cilgia Gadola, Jan Goszyk, Simone Grindel, Ingrid Haderer, Christoph Hahn, Winfried Hammelmann, Gesine Hannemann, Ingeborg von Hantelmann, Ursel Hartel, Joachim Heintz, Laura Kintsch, Janine Klank, Jule Körperich, Maik Linnemann, Rebecca-Sophie Llanos-Farfan, Daniel Lowin, Peter Lüttmann, Simon Makhali, Roshan Margraf, Judith Mayer, Veit Merkle, Janette Mickan, Anne-Lina Mörsberger, Astrid Möllmann, Bettina Müller-Herling, Pia Niewöhner, Lachyn Nuriyeva, Annette Oschinka, Katharina Ostermann, Annegret Piecha, Kathrin Prinz, Elisabeth Rech, Gilles Renou, Stefan Reuter, Frauke Richter, Tilman Richter, Christine Rollar, Teresa Rüger, Ilka Rümke, Nicole Rzepka, Oscar Patricio Sahlieh Munoz, Henriette Schätzchen, Jakob Scheffler, Christian Scheuenberger, Tim Schomaker, Marie Luise Schweitzer, Christian Sell, Angelika Sinn, Andrea Strübe, Benjamin Suck, Anke Thiessen, Hauke Vahlenkamp, Christina Vogelsang, Doris Weinberger, Geertje Weiske, Gesa Wilkens, Natalie Wild, Heiko Windrath, Vera Witthake, Z, Nina Valerie Zedelius
sowie den Schülerinnen und Schülern der Klassen 8.3 und 8.6 der Gesamtschule Ost und der Klasse 9b des Schulzentrums an der Koblenzer Straße
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Hier finden Sie Kritiken zur Inszenierung.
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Bremer Autoren- und Produzentenpreis für "performing crime" - die Begründung der Jury
24. Mai 2007
»Das Berliner Performing Arts-Ensemble lunatiks produktion
erhält den Autoren- und Produzentenpreis des Jungen Theaters Bremen 2007.
Auf seinen theatralischen Recherche-Reisen untersucht das von Berlin aus agierende Performing-Arts-Kollektiv lunatiks produktion künstliche, künstlerische und wirkliche Wirklichkeiten. Dabei sind die Sichtweisen, die lunatiks produktion entwickeln und in Theater, Performance und Installationen erlebbar machen, keine Einbahnstraßen.
An der für den Autoren- und Produzentenpreis eingereichten Unternehmung performing crime / bremen lässt sich das gut beobachteten: Verbrechen sind gewaltsame Eingriffe in den gewaltarmen Teil unserer Realität, Verbrechen sind immer auch inszenierte Vorgänge: Szenarien der Angst, ein Katz-und-Maus-Spiel von Erpresser und Polizei, Routinen und Improvisationen bei kriminalistischen Ermittlungen das alles folgt einem dramaturgischen Regelwerk, das viel über die sozialen, psychologischen, ökonomischen und sexuellen Zustände gegenwärtiger Gesellschaft aussagt. "Das Verbrechen ist die Bühne des Täters, auf der er seine Drohkulisse aufbaut", heißt es in den Notizen zu performing crime / bremen.
Wie die eigentümliche Herrenrunde bei De Quincey den "Mord als schöne Kunst betrachtet", so schauen lunatiks produktion auf reale Kriminalität als dramatischen Vorgang. Und machen sich also an die Spurensicherung: In Fakten und Akten dokumentierte echte Kriminalfälle aus dem Bremer Raum werden auf ihren inszenatorischen Gehalt hin untersucht und schließlich in einer großen, begehbaren Installation in Performances zurückverwandelt. Nicht als realistisches Nach-Spiel oder Schocker, sondern gewissermaßen als Meta-Remake. Im Verbund und konkreter Kooperation von Schauspiel, Polizei und Kriminalistik, von Wissenschaft, Erlebnisbericht und Performance führen lunatiks produktion Probebohrungen durch in die Psychotopographie einer Stadt: Bremen.
performing crime / bremen bildet den dritten Teil einer Forschungsserie zu Verbrechen & Gesellschaft. Die bisherigen Performances Die Polizey Physiognomie der Angst (Nationaltheater Mannheim 2005) und sprengpunkte (Staatstheater Stuttgart 2006) zeigen, so meint die Jury, wie überzeugend lunatiks produktion an der Schnittstelle von ästhetischer und gesellschaftlicher Aktualität arbeiten: Aus Gegenwartsbeobachtungen entwickeln lunatiks produktion Performances, die die Selbstbefragung der performativen Künste, die Herausforderungen medialer Wahrnehmung von Gewalt und die Erkundungen gesellschaftlicher Betriebssysteme souverän ausbalancieren.«
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Dank an:
Jenny Kropp, Dr. Insa Härtel (Universität Bremen), Benno Schirmeister (taz Bremen), Sven Nagel, Tim Schomacker (Schwankungen), Erika Sendner
Link:
Schwankhalle Bremen