Die Recherche (SCHICHT C) ...


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Die Recherche für das Theaterstück wurde von Teilnehmern eines Seminars im Studiengang Kommunikationswissenschaft an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald durchgeführt. Die acht Studentinnen und zwei Studenten führten über zwanzig Interviews mit Zeitzeugen des Schneewinters 1978/79. Die Interviews wurden zum größten Teil bei den Zeitzeugen zuhause geführt.

Im folgenden lesen Sie Ausschnitte aus dem Dokumentationsband zur Inszenierung SCHICHT C - das Lexikon



"Alle drei Herren haben sich fein gemacht. Sie sind erwartungsvoll, geben gern ihre Erinnerungen und ihr Wissen weiter, sind aber gleichzeitig in einer bekümmerten Art neugierig, was ihren ihren Schilderungen werden wird. Sie fragen mich über den Prozess der Inszenierung aus. Aus den Mündern der Männer hören sich die Geschehnisse doch noch einmal anders an, als in ihren geschriebenen Berichten, denke ich. Ich kann die wirkliche Verantwortung eines Kommandos über 50 Männer verstehen. 50 Männer, die im Schnee arbeiten und nicht mehr zu sehen sind und nicht wieder auffindbar, falls sie versacken oder sich verirren sollten. Wie ist zu entscheiden, wenn nach einer langen schweren Arbeitsnacht beim Durchzählen auf freier Strecke einer fehlt?
Ich fühle in ihren Stimmen die damalige Angst, die Lok zu schnell oder zu langsam in den Schnee zu fahren. »Wie ein Himmelfahrtskommando fährst du in den Schnee, nichts sehend, nichts wissend.« Die Lokführer mussten »erfühlen«, entscheiden und einen ungeheuren Mut aufbringen, diese Maschinen zu fahren. Ich habe auch noch nie darüber nachgedacht, wie es sein muss, einen Schneepflug mit hoher Geschwindigkeit in den Schnee zu steuern, wie gegen eine Wand."
(Hedwig Golpon über ihr Interview mit drei Eisenbahnern)

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"Schon ein bisschen nervös, aber trotzdem voller Zuversicht ging ich in mein erstes Interview. Voller Erwartung, was wohl passieren mag.
Und wie es oft so ist, es kam erstens anders und zweitens als man denkt. Statt mir seine Erlebnisse zu schildern und über seine besonderen Eindrücke zu berichten, legte mir mein Interviewpartner einen Eintrag aus dem Brigadebuch vor, den ich ja sicher kannte, denn er hatte ihn ja auch dem Theater zur Verfügung gestellt. Er erwartete nun von mir detaillierte Fragen zu Einzelheiten dieses Eintrages, und ich erwartete, dass ich eine Frage stelle und er mir erst mal eine Weile einen Teil seiner Lebensgeschichte erzählte, da ich von diesem Artikel nie erfahren hatte.
So saßen wir an einem Tisch und hatten Erwartungen voneinander, die der andere nicht erfüllen konnte. Er mochte mir auch nicht das Geschriebene noch mal erzählen und antwortete bei jeder etwas allgemeineren Frage mit »Aber das steht ja alles hier drin« und deutete auf den Artikel. Auf Fragen zum Thema »emotionale Momente und Gefühle« antwortete er »Da habe ich nichts zu beizutragen, das war alles ganz nüchtern«. Da der besagte Artikel vom 2. Teil des Winters berichtete, der sich im Februar 1978 abspielte, wollte ich etwas mehr über den 1. Teil um Silvester herum erfahren. Als mir mein Interviewpartner dann jedoch antwortete, das hat ihn nicht weiter berührt, war ich buchstäblich mit meinem Latein am Ende und mir blieb nichts andres übrig, als mich zu verabschieden."
(Alexandra Kasch über ihr erstes Interview)

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"Nun stand ich da mit einem Namen und wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Ich nahm das Telefon zur Hand und rief Herrn Zühlke direkt auf seiner Arbeit an. Nach kurzem Vorstellen und dem Austauschen von mehreren Terminvorschlägen, war schnell ein Termin gefunden.
Kurz vor dem vereinbarten Termin fragte mich Herr Zühlke, ob wir unseren Termin ein wenig verschieben könnten, da er gerne einen Kollgen noch hinzu einladen wollte. Mit dieser Information im Hinterkopf fuhr ich doch etwas aufgeregt und verunsichert zum Interview in der Wohnung von Herrn Zühlke.
Dort angekommen wurde ich förmlich begrüßt und direkt ins Wohnzimmer gebeten, wo der Kollege von Herrn Zühlke, Herr Stein, bereits wartete.
Konfrontiert mit der Situation, zwei Interviewpartner gleichzeitig zu befragen, fühlte ich mich unsicher und etwas erschlagen. Nach dem Stellen der Initialfrage und dem Anschalten des Aufnahmegerätes wurde das Interview zunehmend vertrauter und offener. Zu Beginn hatte ich das Gefühl der unbekannten Distanz zwischen mir und den Interviewten, doch dies löste sich mehr und mehr mit dem Fluss des Gespräches und dem Teilen von Erinnerungen und Ereignissen. Die Zeit verging wie im Fluge, und Herr Zühlke und Herr Stein erzählten mir Anekdoten und Schmunzel-Geschichten, aber auch über die schwierige Situation und die Sorgen, die der Winter mit sich brachte. Auch die Angst vor dem Doppelinterview war verflogen mit dem Gespräch an diesem Abend. Dafür, dass ich ihmmer dachte, dass ein Interview gezwungen und anstrengend ist, wurde es mir mit diesem Eindruck widerlegt und mir gezeigt, welche interessanten Seiten so etwas haben kann."
(Sebastian Thielke über sein erstes Interview)

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Das Kernkraftwerk Nord in Lubmin