lunatiks produktion
Pressestimmen "Toxoplasma"


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Toxoplasma

"Was für ein Stoff: Die Toxoplasmose-Epidemie in einer Kleinstadt löst bei den Infizierten offenbar Enthemmung aus. Der Parasit Toxoplasma gondii manipuliert das Gehirn seiner menschlichen Zwischenwirte derart, dass sie Angst weder vor Strafen noch Blamagen zeigen; sie verhalten sich risikofreudig und spontan, sind distanzlos, offenherzig und emotional eruptiv. Das hat sich so ähnlich 1994 im tschechischen K. ereignet, fand der Regisseur und Biologe Tobias Rausch heraus und recherchierte mit seiner auf dokumentarische Stückentwicklungen spezialisierten Berliner Gruppe lunatiks produktion vor Ort (...) Den parasitären Ursache-Wirkungskreislauf bereitet das Stück so didaktisch vorbildlich (also komisch) auf, dass er hier nicht erklärt werden soll. Es geht Rausch auch nicht um die für den Embryo lebensgefährlichen Auswirkungen der Toxoplasmose, sondern um die gesellschaftlichen Konsequenzen, wenn übliche Verhaltensregeln außer Kraft treten. Jelka Plate hat die Bühne daher als klinisch weißen Laborraum eingerichtet, in dem die herrlich zwischen dokumentarischer Distanz und Rollen-Identifikation changierenden Schauspieler Tjadke Biallowons, Björn-Ole Blunck, Thomas Dehler, Franziska Kleinert, Katrin Schurich wie Versuchstiere wirken. Und die von Gregor Ellwart mit suggestivem Sound unterlegte vielschichtige Inszenierung unterläuft geschickt voyeuristische Erwartungen. Die ineinander geschobenen Berichte von Wissenschaftlern und Betroffenen halten die Frage nach dem wirklich Vorgefallenen immer in der Schwebe. Das vermeintlich Unbedachte, Unmoralische erweist sich bei näherer Betrachtung meist als wohlbegründbar. (...) Zentraler Satz dieser doppelbödigen Fallstudie über die Abweichung von gängigen Regeln: »Normalerweise bin ich nicht so, aber da ist es mit mir durchgegangen.«"
(Leipziger Volkszeitung, 13.12.2008)

"Da stimmt alles. Da ist alles richtig. Diese konzentrierte, witzige, durchdachte und dabei so leicht wirkende Aufführung beeindruckt mit allen Sinnen. Erzählt und gespielt wird nicht nur die Geschichte einer unterschätzen und verschwiegenen Krankheit. In Verbindung mit der Geschichte des Dorfes und seiner Einwohner ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Das mit wenigen, überzeugenden Mitteln greif- und spürbar wird: Die möglicherweise versuchte Wurst kann schmecken. Den stinkenden Mann kann man riechen. Die Scham, die Aggression kann man spüren. Ein guter Anlass, um über gesellschaftliche Verhaltensweisen nachzudenken. Wertung: 5 von 5 Sternen."
(Wiener Kurier, 30.01.2009)

"Tobias Rausch ist mit »Toxoplasma« ein außergewöhnlich temporeiches und leichtes Panorama über die Epidemie gelungen. Ein Abend, der mal philosophisch, mal spielerisch-theatral hinterfragt, wie frei die Menschen wirklich sind, wenn ein Parasit die Macht hat, ihr Verhalten zu verändern. Ob dieser nun Toxoplasma heißt oder ob er einen anderen Namen trägt, das ist egal, wenn die Regeln und Gesetze einer Gesellschaft aus den Angeln gehoben werden."
(rbb Kulturradio, 25.02.2009)

"Der mit weißer Plastikfolie ausgeschlagene Bühnenraum von Jelka Plate ist ein Untersuchungsraum, ein Labor. Auf der Bühne entstehen die alltäglichen Beziehungsgeflechte der Menschen untereinander. Die Berichte werden als Erinnerungen kenntlich, der historische Kontext der Nachwendezeit wird mitgespielt. Und so wird während der dichten und unterhaltsamen anderthalbstündigen Untersuchung die scheinbar eindeutige biologische Erklärung der Verhaltensänderung der Menschen von K. zunehmend fragwürdig. Am Ende stellt sich vielmehr die Frage, was ist tatsächlich biologischer Effekt und was ist kulturell und gesellschaftlich bedingt."
(Deutschlandfunk, 25.02.2009)

"Mit einfachen Gestaltungsmitteln, schnellem Szenen- und Rollenwechsel sorgen die fünf Darsteller - Tjadke Biallowons, Björn-Ole Blunck, Thomas Dehler, Franziska Kleinert, Katrin Schurich - für einen kurzweiligen, unterhaltsamen Abend. Das Stück - Text und Regie: Tobias Rausch - wirft augenzwinkernd die Frage auf, wie weit das Funktionieren in Arbeits- und Konsumwelt, aber auch das Befolgen der Anstandsnormen als klinisch messbarer Gradmesser für Normalität gelten können."
(Kronen Zeitung Wien, 03.02.2009)

"Ein Theaterstück über das Leben, inspiriert von echten Tatsachen, infiziert von der Realität. Wer bin ich? Bin ich frei? Was bleibt vom Menschen? Mit solchen Menschheitsfragen endet »Toxoplasma«, ein sehr komplex angelegtes Drama. Komplex, weil es die Gefährlichkeit von Epidemien mit der Geschichte Tschechiens zur Zeit des Sozialismus und nach der Wende sowie Militärexperimente mit internationalen Verstrickungen (US-Armee kauft Flugzeugfabrik) verwebt und alles im Verhalten der Mitmenschen unter Kapitalismus- und Liberalismuseinfluss münden lässt. (...) Das OFF-Theater der Berliner lunatiks Gruppe hat funktioniert und überzeugt. Direkter Augenkontakt mit dem Publikum beim Darlegen von Fakten, von fiktionalisierten Fakten aus der Realität, hebt die Grenze von Zuschauer- und Spielraum auf. Über die traditionelle Illusion der Wirklichkeit setzen sich mitgesprochene Regieanweisungen hinweg. Abgehandelt werden die brennenden Themen wie Entfesselung der Angepassten, der verklemmten Spießer, Verleumdungen und Gemeinheiten in einer Kleinstadt, Militärstrategien einer Weltmacht, Familie und die Rolle der Frau im Sozialismus, die Invasion des Kapitalismus mit seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft, Tradition und Fortschritt, Kunst und Wirtschaft und Außenseiter wie die »Zigeuner«. All diese Bereiche erzählen von Fassaden der Kleinbürger, Fassaden aufgebaut im alltäglichen Trott, durch Gewohnheiten und Borniertheiten. Der Parasit erlöst scheinbar die Ferngesteuerten und Verklemmten, indem er zum vorgeschobenen Auslöser für ihr auf einmal so anderes, entfesseltes Verhalten erklärt wird. Der Strudel, der sich aus den Menschheitsfragen zusammenbraut, mündet im großen Dilemma, ob der Mensch an sich überhaupt frei sein kann. Unterhaltsam, spannend, kurzweilig ließen sich die aufgerollten Konflikte an. Das Stück begeisterte mit skurrilen Einfällen und ordentlich trockenem Humor. Wie die Toxoplasmose-Opfer so hatte das Publikum - um es mit den Worten einer infizierten Figur zu sagen - eine verrückte, aber total lustige Zeit."
(Leipzig Almanach, 02.02.2009)

"Es gibt keine lineare Handlung, es ist vielmehr eine Collage aus einzelnen subjektiven Erinnerungen, aus Interviewfragmenten und Erklärungen. Also hat der Regisseur gut recherchiert, aber hat er den Stoff auch gut umgesetzt? Die Inszenierung ist lustig und verspielt. Trotzdem stehen auch Fragen im Raum: Inwieweit ist man Marionette der Natur? Wieweit sind Regeln der Gesellschaft festgelegt? Das ist beängstigend. Ich habe nach dem Stück gefragt, wie die anderen Zuschauer das Stück fanden, viele waren noch sehr beschäftigt. Das Stück dauerte zwei Stunden und man stand noch sehr unter seinem Eindruck. Diejenigen, die mir schon antworten konnten, fanden es gut. Da kann ich mich nur anschließen."
(Radio Mephisto Leipzig, 12.12.2008)

"No risk, no fun! - ist eine Maxime, die das Leben ereignisreich macht, aber leider auch völlig nach hinten losgehen kann. Was passiert mit einer Gesellschaft, die sich an keine Regeln mehr hält, die sich dem Risiko, dem Verlangen ohne Rücksicht auf Verluste hingibt und die Enthemmung genießt, nur das eigene Glück zelebriert? »Toxoplasma« entwirft ein Rauschszenario, das erschreckend realistisch daher kommt und gleichzeitig die Werte des Zusammenlebens neu hinterfragt. Die Toxoplasmose-Infizierten des LOFFTs schaufeln im Supermarkt Snacks in sich herein, auf die sie gerade Lust haben, oder legen sich für ein Nickerchen auf's Kassenband. Sie verzichten auf Körperhygiene. Doch irgendwann reicht es, die anfangs noch als witzig hingenommenen Vorfälle werden ernster. Die Restbevölkerung gerät in Panik, was passiert nun in ihrem Sozial-Gefüge?"
(Leipzig Live, 11.12.2008)

"»Toxoplasma« ist eine Inszenierung über die Lust an der Übertretung und zugleich die Schwierigkeit, diesen Hedonismus in einer konservativen Gesellschaftsstruktur zu begründen. Am vergangenen Donnerstag feierte »Toxoplasma« vor ausverkauftem Haus Premiere: Die angebotenen rohen Würstchen wurden zwar nur sehr vereinzelt verzehrt, dafür war der Applaus nach der Vorstellung umso überzeugter."
(Leipziger Internet Zeitung, 17.12.2008)

"Fünf Schauspieler entwickeln vor den gebannten Zuschauern ein kühnes Schauspielexperiment, denn Toxoplasmose löst einen Verfall gesellschaftlicher und moralischer Schranken aus. Das Ergebnis ist eine schier unendliche Folge lustiger, skuriller, aber auch nachdenklicher Situationen, die bravourös mit den Mitteln des klassischen Schauspiels ebenso umgeht wie mit Körpertheater, Computereffekten, Tanzchoreographien und Fußballatmosphäre. Die Figuren zeigen auf der Buehne Schritt für Schritt verschiedene Stufen von Verrücktheit und Wege, damit umzugehen. Beklemmend wurde die Atmosphäre, als der Autor dieser Zeilen und ein Großteil der Zuschauer nach und nach begannen, in einigen Figuren ihre nächsten wiederzuerkennen. Und schließlich jeder, der sich selbst reflektiert, auch sich selbst."
(Ústecky deník, 26.01.2009)