lunatiks produktion
Pressestimmen "Die Polizey"


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Die Polizey - Physiognomie der Angst

"... die Berliner Truppe »lunatiks« spürt mit bravourösen Installationen zur Mannheimer Kriminalgeschichte Schillers »Die Polizey - Physiognomie der Angst« nach."
(Die Welt, 08.06.2005)

"Angst? Man kann eben auch geschickt inszenieren, dass jemand Angst bekommt. Das macht «lunatiks produktion» genau so gut dosiert, dass Angsthasen diese Vorstellung nicht fürchten müssen, aber die Nerven schon etwas angespannt sind. Schließlich geht es darum, Realität und Fiktion zu verbinden, nicht einfach nur einen Klassiker nachzuspielen. Zumal das bei »Die Polizey« nicht ginge. Es handelt sich um kein fertiges Schiller-Stück, sondern lediglich um 14 Seiten Fragmente, Notizen, Gedanken; ein nie vollendeter Dramenentwurf. Nicht direkt Bühnen-tauglich, aber inspirierend zu einem faszinierenden wie amüsierenden, zugegebenermaßen auch etwas ziemlich skurrilen Schillertage-Werkstatt-Projekt in der Regie von Tobias Rausch, das die Zuschauer zu Mitwirkenden macht, sie zu «Praktikanten» der fünf Schauspieler ernennt."
(Mannheimer Morgen, 08.06.2005)

"So finden sich unter den 120 Produktionen der diesjährigen Schillertage neben einem repräsentativen Querschnitt deutscher, europäischer und außereuropäischer Realisationen der großen Dramen auch eine Reihe von Uraufführungen, die in von der Rezeption noch unkartografierte Bezirke weisen: in die Unterweltpassagen etwa, wo ein Team der freien Theatergruppe Lunatiks den unvollendeten Dramenentwurf »Die Polizey« mit der unheimlichen Wirklichkeit einer nächtlichen Großstadt konfrontiert - vom Publikum im Streifenwagen verfolgt. Ist Schillers theatralische Sendung heute noch immer ein Gefahrgut besonderer Ordnung?"
(Stuttgarter Zeitung, 07.06.2005)

"Geschickt inszeniert von Tobias Rausch geht es durch unterirdische Gänge, dann in einen Aufzug. Im «Institut für Physiognomie» treffen wir auf skurrile Typen. ... »Was soll bei Ihnen nach ihrem Tod übrig bleiben?«, fragt Physiognomin Traudl Schöller (von Christiane Roller schaurig-schön gespielt). ... Während die Wasserleiche obduziert wird, erzählt Traudl von Fraßschäden und aufgequollenen Augen, schmiert sich eine Stulle und bietet eine Olive an. ...
Schnell geht's weiter zum Fertighaus-Center als trügerisch idyllische Vorortsiedlung. Physiognomin Öttinger berichtet von Einbrüchen, ausländischen Autokennzeichen, Stromausfall. Weil wir wissen, dass der im Fall Karolin ermittelnde Kommissar Rückert nicht astrein ist, schleichen wir in sein Haus, finden aufschlussreiche Akten, Antidepressiva, Videokassetten. Doch bevor wir überraschende Verwicklungen ansehen, werden wir selbst zu Spannern: Vom Wohnzimmer aus beobachten wir Karolins verzweifelte Eltern im Haus gegenüber. Spannender geht's nicht. ...
Manchmal glaubt man, Lösungen zu finden, aber alles bleibt offen. Philosophische Funk-Häppchen führen zur Erkenntnis: Wir alle sind ein bisschen verrückt, diverse Ängste nehmen uns gefangen. Mehr als 5000 Menschen werden vermisst, Tausende im Jahr ermordet. Nicht alle Fälle werden aufgeklärt. Beängstigend klar ist: Täter und (noch nichts ahnende) Opfer, wir alle laufen frei herum."
(Rhein-Neckar-Zeitung, 09.06.2005)

"Kann man die Welt des Friedrich Schiller hautnah erfahren, indem man sich des Nachts in einem Polizeiwagen an einige der unheimlichsten Ecken Mannheims chauffieren lässt? Entseelte Tiefgaragen, Schrebergärten und Fertigbausiedlungen: Dort wird der Zuschauer, in die Rolle eines «Praktikanten der Angst» gedrängt und von gouvernantenhaften Referentinnen zur disziplinierten Teilhabe ermahnt, mit den seltsamen Spuren echter Kriminalfälle konfrontiert. - Der im 200. Todesjahr wie nie zuvor gefeierte Dichter ist nicht nur ein Rhetoriker der Freiheit, er ist auch ein Physiognom der Angst und ein Virtuose des Schreckens. «Die Polizey» heisst das Projekt der «lunatiks-produktion», bei dem Texte eines Schiller-Fragments einmal nicht schön deklamiert von einer Bühne schallen, sondern schnarrend über Polizeifunk ins überraschte Ohr des Mitfahrers und -spielers dringen. Die berühmte Apfelschussszene im «Tell» ist ja nicht das einzige Beispiel dafür, wie grausam dieser Autor, ein früher Meister des Suspense, mit dem Entsetzen Scherz treibt."
(Neue Zürcher Zeitung, 10.06.2005)

"Die »lunatiks« sind raffiniert und machen aus den Zuschauern kriminalistische Praktikanten, die zur Spurensicherung mit Einsatzfahrzeugen der Polizei bis in Randgebiete der Stadt kutschiert werden. Den Text gibt es per Sprechfunk. Eine von Schillers Ideen - «Die Offizianten und selbst der Chef der Polizei müssen zum Teil auch als Privatpersonen und als Menschen in die Handlung verwickelt sein» - wird umgesetzt, indem die Praktikanten auf die Fährte eines in einen Mordfall verwickelten Kommissars gesetzt werden. Auch in diesem Fall zeigt das Mannheimer Festival, wie frisch Schiller heute sein kann."
(Kölner Stadt-Anzeiger, 14.06.2005)

"Bei den Schillertagen waren oft diejenigen der 120 Veranstaltungen aufregend, die sich ­ ganz im Sinne des Festivalmottos ­ Freiheiten in ihrem Bezug zu Schiller herausnehmen. So wie eine Performance der britischen Lone Twins, die eine dreiminütige Tonaufnahme von der Rütli- Wiese in die Mannheimer Nacht entließen, oder die Gruppe Lunatiks mit dem Fahndungsspiel «Polizey», das sich auf ein Dramenfragment Schillers bezieht und im Streifenwagen aufgeführt wurde."
(Der Tagesspiegel, 17.06.2005)

"Das Stück der Berliner Theatergruppe Lunatiks ist aufrüttelnder als jeder normale Theaterabend: 40 Zuschauer werden Praktikanten von «Physiognomen» der Mannheimer Polizei. Diese sind Schauspieler, haben ihr interaktives Spiel, das in Polizeiautos quer durch die Stadt führt, aber aus wahren Fällen gesponnen. (...) Knapp drei Stunden sind wir unterwegs im Polizeiauto, per Funk versorgt mit Zitaten zum Ausgangstext, Schiller Fragment «Die Polizey», sowie kleinen Mosaiksteinchen zum Lösen der ineinander verwobenen Fälle. Am Ende sind alle gleichermaßen verwirrt und begeistert: Der Abend der Lunatiks ist hochspannend inszeniert. Und dass sich nicht alles zusammenfügt, ist fast wie im richtigen Leben."
(Die Rheinpfalz, 11.06.2005)