lunatiks produktion
Pressestimmen "gruene kriege"


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gruene kriege

"Die Natur ist in den Theaterdiscounter eingezogen. Ein Meer von Äpfeln bedeckt malerisch den nüchternen Boden der Spielstätte. Dutzende der rot glänzenden Früchte sind zu einem Vorhang verknüpft. In diesem üppigen Paradiesgarten erzählen die Schauspieler Christian Banzhaf und Naemi Schmidt-Lauber Ausschnitte aus den Biografien von Menschen, die auf die eine oder andere Art ihr Leben mit der Natur verbunden haben. Ein Imker kommt zu Wort und ein Biobauer, eine radikale Tierschützerin und ein Kammerjäger, zwei Seuchenexperten und eine Journalistin, die großen Gefallen an der Idee gefunden hat, dass dieser Planet eines Tages wieder zur Ruhe gekommen sein wird, weil dann keine Menschen mehr auf ihm herummanipulieren.
Ihre Geschichten werden recht unprätentiös dargeboten. Sie erfahren keinerlei dramatische Aufladung oder Zuspitzung. Dennoch breitet sich Poesie aus. Die liegt vor allem in dem charmanten, manchmal ein wenig ironisch angehauchten Zugewandtsein der beiden Schauspieler begründet. Banzhaf nimmt den Kopf seiner Kollegin in beide Hände, um an ihr zu demonstrieren, wie sich die Bienenkönigin im Zentrum ihres Volkes verhält. Schmidt-Lauber, die mannhaft den Biobauern spielt, küsst herzhaft die Gattin Kerstin (Banzhaf), scheut sich aber nicht, ihr nur Augenblicke später den Zugriff in die klein dimensionierte Haushaltskasse zu verweigern und so den später verkündeten Zerfall der Beziehung schon anzudeuten.
Die theatralen MIttel sind zurückhaltend, aber punktgenau eingesetzt. Sie arbeiten die einzelnen Aspekte der Persönlichkeiten schlaglichtartig heraus und lassen sie sehr lebendig erscheinen. »gruene kriege«, so der Titel des Abends, ist mehr ein Theaterfeature als ein Schauspiel. Als ein solches ist es bemerkenswert subtil komponiert. Anders als andere dokumentarisch angelegte Theaterproduktionen, die gewöhnlich die eigene Ernsthaftigkeit und die Anklage der Verhältnisse in die Spielhaltung aufnehmen und daran erstarren, gelingt es diesem souveränen Schauspielerduo unter der sicheren Führung von Regisseur Tobias Rausch, die großen Themen Natur und Umweltschutz in einer verschmitzt-menschlichen Haltung auszubreiten, die niemals ins Belanglose abrutscht."
(Neues Deutschland, 24.02.2010)

"lunatiks produktion stellten Engagierten und Resignierten Grundsatzfragen wie: Was ist Natur und welche Bindung besteht zu ihr? Aus der Recherche wurden Geschichten adstringiert, die von Darstellern erzählt und gespielt werden. In den guten Storys wird deutlich, dass der Begriff Natur historisch, medial und kulturell geprägt ist. Auch wenn "Poesie" dank sprachlicher Defizite nicht aufkommen will, entwickeln manche Erzählungen einen ungeheuren Sog.
Wenn etwa der Kammerjäger nüchtern über Tauben berichtet, die aus Mangel an Material ihre Nester aus Kot bauen, auf weichen Körpern ihrer toten Artgnossen - und seinen kühlen Vortrag beendet mit: »Sie sind Monster! Wir haben sie dazu gemacht«. Ähnlich stark die Anthrax-Experten, die in biologischer Plastizität über die Auswirkungen der Infektion auf den menschlichen Körper berichten, um dann die Frage zu stellen, ob nicht Bakterien das Recht haben uns auszubeuten. Eine abstruse Assoziationskette setzt sich in Gang: Hat die Natur das Recht dazu? Rechtfertigt das amoralische Verhalten der Mikroben nicht gerade unseren prekären Umgang mit der Welt? Sind wir etwa in der Lage, als Kollektiv moralische Entscheidungen zu treffen? (...) Die Art Theater, die lunatiks produktion macht, wirft viele Fragen auf. Die Berliner agieren irgendwo zwischen Site Specific und dokumentarischem Theater. Immer geht es um Erkundung von Themen mit theatralen Mitteln - beinahe eine Dokumentation 2.0, deren Stärken sinnfällig werden, wenn die Akteure verschieden Rollen einnehmen, sogar jene von Objekten und Mikroorganismen."
(Leipziger Volkszeitung, 13.03.2010)